Kawaii-Kultur als Bambus-Decke?

9. Dezember 2016 von

Kawaii-Kultur als Bambus-Decke?Tokio (JAPANMARKT/fr) – Bei ihren Karrieren in Japan stoßen Frauen schnell an die berüchtigte Bambus-Decke. Dafür hat die First Lady von Japan jetzt eine interessante Ursache ausgemacht.

Niedlichkeit statt Kompetenz

In einem Gespräch mit dem Finanzdienst Bloomberg meinte Akie Abe, die 54-jährige Frau von Premierminister Shinzo Abe, japanische Frauen stünden unter Druck, “kawaii” (niedlich) statt kompetent zu sein. Der Druck zu diesem Verhalten ginge von den Männern aus, meinte Frau Abe.

“Das Denken der Männer hat sich nicht geändert”, sagte Frau Abe auf die Frage, was sich in der Arbeitswelt geändert habe, seitdem sie vor dreißig Jahren bei der Werbeagentur Dentsu gearbeitet habe. “Japanische Männer bevorzugen niedliche vor fähigen und hartarbeitenden Frauen”, sagte sie.

Die Frauen versuchten, sich diesem Wunsch der Männer anzupassen. “Selbst fähige Frauen geben sich einen niedlichen Anstrich”, sagte die First Lady. Zwar arbeiteten inzwischen viele Frauen nach Heirat und Kindern, doch die “großen Unternehmen bleiben eine Männerwelt”.

Änderung der Arbeitskultur

Abe unterstützt die Bemühungen ihres Mannes, dass mehr Frauen in Führungspositionen aufsteigen. Ihr Anteil soll bis 2020 auf 30 Prozent steigen. Dies gilt allerdings als utopisch. Laut einer Regierungsumfrage waren im vergangenen Jahr nur 8,3 Prozent der Abteilungsleiter und höheren Manager in der Wirtschaft weiblich. 2014 betrug dieser Anteil 7,5 Prozent.

Die First Lady, die eine Reihe von Frauenprojekten unterstützt, machte noch zwei weitere Beobachtungen. Erstens ändere sich die Arbeitskultur: “Es wird effizienter statt spät abends gearbeitet.” Zweitens befürwortete sie indirekt eine Quote: “Wenn die Frauen total in der Minderheit sind, können sie ihre Meinung nicht sagen”.