
Material im Inneren des Reaktors Nr. 2. (Bild: Handout / Reuters)
Fast sechs Jahre nach der Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi hat der Betreiber möglicherweise erstmals Teile des geschmolzenen Brennstoffs geortet. Bilder aus dem Inneren der Sicherheitshülle des Reaktors Nr. 2 zeigen eine dunkle Masse über einem Fussgitter. Der Betreiber des havarierten Kraftwerks, Tepco Electric Power Company Holding (Tepco), hält es für möglich, dass die Bilder geschmolzenen Brennstoff unterhalb des Druckbehälters zeigen. Das wäre ein wichtiger Schritt hin zum Rückbau des Reaktors, erklärte Tepco vor Journalisten.
Erste Bildaufnahmen mit ferngesteuerten Robotern aus den Reaktoren Nr. 1 und Nr. 3 hatten 2015 Schäden im Reaktorgehäuse gezeigt, aber keinen Brennstoff. Im März 2011 hatte der Tsunami im Nordosten Japans die Kühlung in dem AKW ausgeschaltet, so dass es in drei der sechs Reaktoren des Kraftwerks zur Kernschmelze kam.
Aufnahmen von ferngesteuerter Kamera
Die Aufnahmen aus dem Reaktor Nr. 2 stammen von einer ferngesteuerten Kamera, die mit einem etwa 10 Meter langen Teleskop-Arm in das Innere der Sicherheitshülle gebracht wurde. Im Februar will Tepco einen Roboter in den Reaktor schicken, um bessere Erkenntnisse über die Lage des geschmolzenen Brennstoffs zu erlangen.

Möglicherweise handelt es sich bei dem Material um geschmolzenen Brennstoff. Genaueres wird man erst später erfahren. (Bild: Handout / Reuters)
Der Betreiber hofft, in diesem und im kommenden Jahr einen Plan zu entwickeln, wie der geschmolzene Brennstoff aus den Reaktoren entfernt werden kann. Die Arbeiten dazu könnten 2021 beginnen. Derzeit bereitet Tepco die drei Reaktoren darauf vor, von 2017 und 2020 an verbrauchten Brennstoff aus dem Kühlbecken im Reaktorgehäuse zu entfernen.
Kampf gegen Wassermassen
Parallel bemüht sich Tepco darum, die Wassermassen, die in die Reaktoren drängen, in den Griff zu bekommen. Die Vereisung des Bodens um die havarierten Reaktoren, mit der der Wassereinfluss gestoppt werden sollte, funktioniert noch nicht richtig. Die Dekontaminierung und der Abriss der Reaktoren werden nach Schätzungen 40 Jahre oder mehr dauern.
Vergangenes Jahr hatte die Regierung die geschätzten Kosten des Unglücks gegenüber der ursprünglich erwarteten Summe auf 21,5 Billionen Yen (187 Milliarden Franken) etwa verdoppelt. Rund 8 Billionen Yen (70 Milliarden Franken) sind dabei für Entsorgung und Abriss des Kraftwerks angesetzt.
Tepco ist derzeit faktisch verstaatlicht. Die Regierung kommt mit Anleihen für die Entsorgungskosten auf, die auf Dauer von den Stromverbrauchern getragen werden sollen. Die Regierung hofft zugleich, dass sie in der Zukunft mit dem Verkauf von Anteilen an Tepco Teile der Entsorgungskosten decken kann. Dieser Plan ist indes ebenso unsicher wie die Planungen für die Entsorgung des geschmolzenen Brennstoffs.