Erinnerungen an den 11.03.2011

Am 11.03.2011 war ich in Wachtberg bei Marianne Mönch und startete um 7:20 Uhr nichtsahnend den Rechner. In großen roten Buchstaben war zu lesen: Erdbeben der Stärke 8,9 hat den Norden Japans getroffen, Tsunami bedrohen die Küste Tohokus.

Die Erdbebenstärke ist dann auf 9 angehoben worden.

Vor genau 10 Jahren, am 11.3.2011 um 14:46 Uhr ist der Nordosten Japans von einem Erdbeben der Stärke 9,1 erschüttert worden. Der darauf folgende Tsunami, der Höhen von 40 Metern erreichte, hat ca. 500 km der Küstenregion in Tohoku überrollt.

Fassungslos starrten wir den ganzen Tag auf die Bilder bei NHK, die sich eingebrannt haben – und dachten nach – Ob die Verbandsreise im April wohl durchgeführt werden kann? Damals war ich als Vizepräsidentin des VDJG zusammen mit Frau Mönch, 1. Vorsitzende der DJG Bonn e.V. zuständig für die Planung der Japanreise. 65 Teilnehmer aus Deutschland wollten gemeinsam an der Partnerkonferenz in Nara und den Feierlichkeiten zu 150 Jahre Deutsch-Japanische Freundschaf teilnehmen.

über 500 km Küste im Nordosten von Japan waren betroffen

Offizielle Zahlen

Das große Erdbeben Ost-Japans

Higashi-Nihon daishinsai

  • 11. März 2011
  • 14:46
  • Epizentrum 70km östlich der Küste
  • Bebenstärke 9
  • 14:49 Tsunami Warnung
  • 30 min später rollte die erste Welle an Küste
  • Höhe bis 39 m (Miyako)
  • Betroffene Präfekturen:
  • Chiba
  • Ibaraki
  • Fukushima
  • Miyagi
  • Iwate
  • Aomori
Die schwarze Welle überflutet die Schutzmauern in Miyako, vom Rathaus aus gesehen
Otsuchi, Akahama, das Ausflugsschiff Hamakoyu ist auf einem Minshuku gestrandet, Foto dapd
Rikuzentakata mit zerstörter Jugendherberge und zerborstetem Kiefernwald, nur eine Kiefer überlebte für kurze Zeit: Ippon Matsu
Kamaishi
Kesennuma

In den nächsten Tagen und Wochen gab es unzählige Nachbeben und die Kernschmelze in drei Reaktoren des AKW Daiichi. Die Prognosen waren verheerend.

Kurze Zeit musste befürchtet werden, dass ganz Tokyo evakuiert werden muss. In der deutschen Botschaft in Tokyo wurde beschlossen, vorsorglich nach Osaka umzuziehen.

Die Reise drohte abgesagt zu werden.

Das Ausmaß der Katastrophe war so groß, dass die DJGen sofort beschlossen, für die Betroffenen zu sammeln. Frau Mönch rief noch am 11.03.2011 den Verbandspräsidenten an, um eine gemeinsame Sammlung zu organisieren.

Ca 470 000 Menschen wurden evakuiert und mussten ohne Strom, Wasser, Heizung einige Tage auf Hilfe warten. Meistens waren sie in Turnhallen untergebracht. Ab Mai konnten die meisten in Containersiedlungen umziehen. Häufig wurde der Platz gelost, so kamen häufig Menschen in Containersiedlungen zusammen, die sich nicht kannten.

Noch in Bonn haben wir nach Projekten gesucht, die wir unterstützen können. Nur wenige konkrete Meldungen erschienen auf Englisch. Ein Bericht fiel uns ins Auge: Die Kinder von Kamaishi, die alle gemeinsam losgerannt über 2,7 km bis sie endlich vor dem Tsunami sicher waren. Für diese Schulen hat z.B.  spontan die kleine Gemeinde Reileifzen (160 Einwohner) 4500 Euro Spendengelder gesammelt.

Die DJG Bielefeld e.V. veranstaltete mit heimischen Künstlern ein Benefizkonzert in der Oetkerhalle, in dessen Folge über 250.00 € gesammelt und dem Roten Kreuz in Tochigi überwiesen wurden.

Und so haben wir uns auf den Weg nach Kamaishi, Unosumai gemacht, viele Freundschaften geschlossen und von dort aus die Gemeinden Otsuchi, Yamada, Miyako, Taro, Fudai und später auch die südlichen Städte Rikuzentakata, Kesennuma, Minamisanriku, Ogawa, Ichinoseki, Sendai, Arahama, Natori, Minamisoma und Iwaki gemacht.

Higashi Kamaishi Junior High School nach dem Tsunami im Oktober 2011

Seitdem sind 10 Jahre vergangen. In einem Extrabericht werde ich unsere Eindrücke von den letzten 10 Jahren des Wiederaufbaus zusammenstellen.

Achtmal haben wir die Küste zwischen Iwaki und Fudai besucht, einmal sogar bis Kuji.

Wir sind mit deutschen und japanischen Studenten und Wissenschaftlern vor Ort im Gespräch mit Bürgermeistern, Städteplanern, NGOs und etlichen Privatpersonen im Gespräch gewesen und mit jungen Musikern aus Ostwestfalen-Lippe haben wir einen Musikaustausch mit der Jugendlichen aus Otsuchi gestartet. Viele unvergessliche, eindrucksvolle Erlebnisse haben wir mitgebracht und die wunderschöne Küste und die traditionelle Kultur der Sanrikuküste lieben gelernt.

Die Matsuri mit den verschiedenen Kagura Gruppen: Shishi Odori, Tiger-, Löwen- und Hühnertanz, die Kindergruppe, die die 7 Glücksgötter tanzen und die Legenden aus Tono eröffneten uns eine vollkommen neue Welt. Der Schriftsteller Miyazawa Kenji, dessen Schriften in Deutschland noch wenig bekannt sind, zeigte schon vor mehr als 100 Jahren, dass der Mensch im Einklnag mit der Natur leben und die Energie aus der Natur gewinnen muss.

Unsere Liebe zu Tohoku ist in den letzten Jahren ständig gewachsen. Eine kleine Hommage an das tolle Land und seine Bewohner haben einige Musiker der Unicef Bielefeld Gruppe unter Beteiligung der DJG Bielefeld und Leitung von Kiyokazu Kumai aufgenommen.

Dieses Video können Sie unter folgendem link anschauen: